Montag, 6. Juni 2011

Architektur auf dem Kopf

Manchmal verstehe ich die Welt nicht. Als ob alles quer stehen würde, die neunte Etage im Keller eines kellerfreien Hochhauses. Die Frage, die sich mir heute stellt ist die folgende: Wer vergibt eigentlich Architekturauszeichnungen? Ich sitze in einem 70er Jahre Bau, der eine solche erhalten hat und wegen welcher es schwierig ist, irgendetwas an dem Gebäude zu verbessern. Die Heizungen müssen die giftige Farbe behalten, die sie von Anfang an hatten, egal wie unmodern diese mittlerweile erscheinen mag. Das gilt auch für die anderen verqueren Farben... Aber nun gut, Hässlichkeit ist das Eine, das Andere ist die Funktionalität. Ich befinde mich doch in einem sogenannten Funktionalbau?!? Man würde erwarten, dass dies impliziert, dass alles so funktioniert, wie es den Bedürfnissen der dort Arbeitenden angemessen ist, dass man auf Optik verzichtet, um sich dem zu widmen, was die Leute tatsächlich bei der alltäglichen Arbeit brauchen.
Paperlapapp!
Bei gefühlten hundert Grad sitze ich in diesem Glaskasten, der sich Universitätsgebäude schimpft, ohne Klimaanlage, ohne Luft, ohne Charme. Die elektronisch geregelten Rolläden fahren alle zehn Minuten rauf oder runter, je nachdem wie sie Lust haben. Ich kenne niemanden, der hier arbeitet und je ein gutes Wort über das Gebäude gesagt hat. Und dennoch, das ist vielleicht das Schlimmste, es ist ausgezeichnet mit einem Architekturpreis.

Dann wundert es mich auch nicht, dass so einige Architekten aus Berlin die Plattenbauten am Alex stehen lassen wollen. Schließlich findet man das Haus des Reisens in Lehrbüchern... Bitte? Mahnmähler der Architektur gibt es in dieser Stadt an jeder zweiten Ecke, sie braucht man also nicht vor dem Abriss zu schützen.